August 2021: Die 22-jährige Gabby Petito wird von ihrem Verlobten in der Wildnis von Wyoming ermordet. Wenige Tage zuvor erzählte Gabby ihrem Ex-Freund, dass sie vorhatte, Brian Laundrie zu verlassen. Sie fürchtete sich aber davor, wie dieser reagieren würde.
Das erzählt Jackson, Gabbys Ex-Freund, in einer neuen Doku-Serie. «American Murder: Gabby Petito» ist das erste Projekt über den Fall, an dem Gabbys Familie und Freunde beteiligt sind.
Die Familie übergab den Filmemachern Gabbys Tagebücher und Textnachrichten. «Als ich mir ihre Textnachrichten mit Brian zum ersten Mal anschaute, fuhr mir das sehr ein. Ich sah, dass seine Manipulation sehr subtil war», sagt die Regisseurin Julia Willoughby Nason gegenüber Fox News. Und weiter: «In dieser Serie wollen wir genau das zeigen – die Subtilität des Missbrauchs durch den eigenen Partner.»
Der Lebensstil des Paares liess nicht viele Möglichkeiten für Gabby, um von Brian wegzukommen. Sie lebten gemeinsam in einem Van und reisten damit durch die USA.
Am 21. August 2021 wurden sie von der Polizei angehalten. Diese wollte das Paar wegen einer Meldung von häuslicher Gewalt auf den Posten mitnehmen, liessen die beiden aber letztlich weiterfahren. Danach flog Brian nach Hause zu seinen Eltern, die in Florida wohnten.
Während sie allein war, kontaktierte Gabby ihren Ex Jackson, wie die Doku-Serie enthüllt. Sie vertraute ihm an, dass sie Brian verlassen wolle, aber Angst davor habe, wie er reagieren würde.
Einige Tage später kehrte Brian zurück und das Paar fuhr nach Wyoming. Am 27. August wurden sie in einem Restaurant gesichtet – Gabby behauptete, dass ihr schlecht vom Essen wurde, und sie stritt sich mit dem Personal. Das war das letzte Mal, dass Gabby von jemandem gesehen wurde.
Überwachungsvideos zeigten sie am späten Nachmittag in der Nähe des Restaurants. Sie versuchte, Jackson anzurufen. Dieser sagte aber später im Interview, dass er auf der Arbeit gewesen sei und nicht ans Telefon gehen konnte.
Eine ihrer letzten Nachrichten schrieb Petito an ihre Mutter. Sie sagte, sie glaube, ihr Ziel, Van-Live-Bloggerin zu werden, erreiche sie ohne Brian besser. Laut der Nachricht soll sich Brian dazu bereit erklärt haben, in dieser Nacht in einem Zelt neben dem Van zu schlafen.
Am 30. August schreibt Gabby die letzte Nachricht an ihre Familie. Sie sei im Yosemite-Nationalpark und habe keinen Empfang. Ob sie tatsächlich dort war, ist bis heute nicht geklärt.
Zwei Wochen danach meldet ihre Familie sie als vermisst, am 19. September wird Gabbys Leiche gefunden. Zu diesem Zeitpunkt wird auch Brian vermisst. Seine Leiche wird einen Monat später gefunden, er hat sich selbst erschossen. Bei sich trug er ein Notizbuch, in dem er den Mord an seiner Verlobten gestand.
FBI-Dokumente zeigen, dass es im Fall der häuslichen Gewalt einen Zeugen gab: Der Mann sagte einem FBI-Agenten, er habe das Paar am 12. August 2021 in Moab gesehen, als er mit seiner Familie von Denver, Colorado, nach Las Vegas, Nevada, fuhr. Er fuhr an einem weissen Ford Transit Van vorbei und glaubte, einen Mann darin zu sehen, der eine Frau schlug. Er war so besorgt, dass er wendete und auf der anderen Strassenseite parkte, um die Sache im Auge zu behalten.
Im Dokument steht: Der Mann im Van benahm sich wie ein Verrückter, öffnete und schlug Türen zu und lief im Van herum. Er schien die Frau anzuflehen und versuchte irgendwann, sie zu umarmen, wurde aber von ihr zurückgestossen.
Der Zeuge sagte, er habe darüber nachgedacht, einzugreifen oder den Notruf zu wählen, sich aber schliesslich dagegen entschieden. Petitos Mutter, Nichole Schmidt, sagte, sie habe bisher nichts von diesem Zeugen gewusst und wäre an einem Gespräch mit ihm interessiert.
Durch die grosse Aufmerksamkeit, die sie erhielt, hat Gabby Petitos Geschichte bereits dazu beigetragen, Leben zu retten. Viele Menschen berichten, dass sie ihre Eltern kontaktiert haben und ihnen gesagt haben, dass sie dadurch inspiriert wurden, missbräuchliche Beziehungen zu verlassen. An einer Stelle in der Serie sagt ihre Freundin Rose, dass sie selbst eine Beziehung verlassen hat.
Nach der Ermordung Petitos gründeten ihre Eltern die Gabby Petito Foundation, um sich für Opfer häuslicher Gewalt und vermisste Personen einzusetzen. Sie haben sich auch für neue Gesetze zum Schutz der Opfer in mindestens drei Bundesstaaten sowie in Washington, D.C., eingesetzt.
«American Murder: Gabby Petito» ist auf Netflix verfügbar.
(cmu)